Braucht es Musik im Film?

Stell den Ton ab, dann weisst Du die Antwort.

Heutzutage gibt es ganz viele Arten von Filmen. Je mehr Filme es gibt, umso mehr unterschiedliche Musik entsteht dazu. Die Kombination von bewegtem Bild und Musik ist beim heutigen Zuschauer kaum mehr wegzudenken. Wie im Theater, der Oper oder einem Musical begleitet Musik das Bild oder kann das Erleben einer Situation intensiver gestalten. Der grosse Unterschied: Schaut man einen Film, dann ist die Musik normalerweise nicht live.

Wurde der Film schon immer mit Musik untermalt?

Der Film als bewegtes Bild gibt es schon mehr als hundert Jahren. Es ist bekannt, dass bereits 1895 die Gebrüder Lumière in Paris erstmals kurze Filme vorstellten, die von einem Pianisten live mit Musik begleitet wurden. Manchmal gesellte sich noch eine Geiger dazu, der oft für die gefühlsbetonten Szenen zuständig war. Deshalb nannte man die Geige in diesem Zusammenhang auch gerne mal die "schluchzende Geige".

Diesen Filmvorführungen folgten wenige Jahre später erste Kinos mit Lichtprojektoren (Lichtspieltheater). Als sich die Kinos um 1913 etablierten, wuchsen auch die technische und räumlichen Möglichkeiten für die live spielenden Musiker. Die Musik wurde als Folge immer aufwendiger und die Orchester immer grösser. Einige Kinos hatten nun auch Kinoorgeln, die neben zahlreichen Klangfarben auch über Geräuscheffekte wie z.B. Pferdegetrampel und Wind verfügten. In grossen Kinos wurden Filme von eigenen Kinoorchestern begleitet, die bis zu 80 Mann umfassten.

Die Stummfilmzeit kommt somit eigentlich unbegründet zu ihrem Namen, denn lautlos waren diese Filme nie. Man wusste nur noch nicht, wie man Musik aufnehmen und elektronisch wirksam wiedergeben konnte. Die bildliche Wiedergabe des Filmes ermöglichte dem Publikum zwar einen Bezug zur Bild in der Realität, doch der fehlende Ton hinterliess bei den Leuten ein befremdliches Gefühl. Es gab praktische Gründe, wieso Filme nicht lautlos waren:

  • Der Projektor ratterte ziemlich laut.
  • Dass Publikum war aus dem Theater an Musik gewöhnt.
  • Der Wechsel zwischen den Szenen war ohne Musik irritierend.
  • Die Musik sollte die gedrückte Stimmung im dunklen Kinosaal "erhellen".

Der Tonfilm setzte sich durch

Nach und nach entstanden immer mehr Tonfilme. Zunächst gab es nur kleine Abschnitte mit Ton, aber die Filmproduzenten schafften zunehmend die notwendige neue Technik an und rüsteten die Kinos um.

Neu war zudem die Arbeit in Tonstudios. Das gab die Möglichkeit, einen Musikabschnitt für eine Aufnahme öfters zu spielen, getrennte Aufnahmen von Geräuschen und Musik zu machen und eine Musik konnte gezielter und einheitlicher für einen Film eingesetzt werden. Doch es hatte auch seine Gründe, warum sich der Tonfilm erst so spät durchsetzten konnte. Die technischen Voraussetzungen waren bereits in den 1920er Jahren vorhanden, doch die Nachteile überwiegten. Der Ton wurde als störend betrachtet, denn der Zuschauer sollte sich doch auf den Film konzentrieren. Die Tonqualität der elektronischen Wiedergabegeräte zur Zeit des Nadelton-Verfahrens war miserabel. Der dazu verwendete Schalltrichter konnte nicht mit den live spielenden Orchestern mithalten. Die Schauspieler durften sich nicht zu weit von den Mikrofonen entfernen, weil sonst die Tonübertragung noch schlechter wurde. Ihre Bewegung innerhalb des Films wurde also durch die Technik stark eingeschränkt. Film und Ton liefen stets nicht genau zusammen. Erst das Lichtton-Verfahren setzte dem ein Ende.

Der technische Fortschritt

Die Technik entwickelte sich stetig, sodass 1927 der erste Tonfilm "The Jazz Singers" aus den USA erschien. Hier wurden nur in kleinen Teilen des Filmes zum Bild lippensynchron Worte gesprochen und gleichzeitig Bild und Ton abgespielt.

Hier ein Ausschnitt aus "The Jazz Singers":

Unterschiedlichste Firmen wie Warner Bros. und Western Electric trugen stark dazu bei, dass sich die technischen Möglichkeiten für die Verbindung von Ton und Film rasant entwickelten. Mit dem sogenannten Nadelton-Verfahren hat man einen Schallplattenspieler mit einem Filmprojektor verbunden. Das war eine sehr aufwändige Art der Tonwiedergabe. Zudem erzeugte die Nadel, welche die Schallplatte abtastete, ein deutliches Kratzgeräusch. [Bild]

Um die Effizienz und die Qualität der Tonerzeugung zu steigern, entstand das Lichtton-Verfahren. Bei diesem Verfahren wurde am Rand der Filmspur (also neben den Bildern) ein zusätzlicher Tonstreifen aufgeführt. Diese bildlich abgedruckte Frequenzspur erkannte ein Lichtsensor als Ton, weil er die Spur nach zwei Hauptkriterien unterscheidet:

  • Je breiter die Spur, desto lauter war der Ton.
  • Eine schmale Spur ergibt einen leisen Ton. die die Lautstärke eines Tons. [Bild]

Die Vorteile dieses Verfahrens waren neu, dass bei einem Filmriss der Ton immer noch synchron zum Bild ist und bei der Vervielfältigung des Filmes auch der Tonstreifen mitkopiert werden konnte.

Die Nachteile zeigten sich darin, dass der Film leicht zerkratzt oder verschmutzt wurde, was schon bei leichterer Beschädigung die Ton- und Bildqualität beeinträchtigte. Zudem war der Frequenzumfang des Lichtton-Verfahrens nicht besonders gross.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Technik der Tonaufzeichnung erneut revolutioniert. Das Magnetton-Verfahren, bei dem auf dem Filmstreifen ein zusätzliches Magnetband angebracht ist, setzte sich durch. Der Frequenzumfang der Töne wurde deutlich grösser und es war auch erstmals möglich, hochwertige Stereo-Tonfilme zu produzieren.

Ein Massenmedium gefährdet das Kino

In den Jahren um 1950 verlor das Publikum plötzlich viel Interesse am Kino, denn der Fernseher als Massenmedium wurde für die grössere Masse erschwinglich. Als Reaktion auf die hohen Verluste musste die Filmindustrie auf eine andere Zielgruppe umsteigen: Die Jugendlichen. Vorher bestand die Zielgruppe aus vorwiegend älteren Menschen. Dies hatte Einfluss auf den Stil der Filmmusik. Jazz, Pop und Rock gewannen immer mehr an Bedeutung und der typische Hollywoodsound, die sinfonische Musik, trat in den Hintergrund.

Seit den 50er Jahren versucht nun die Filmindustrie die Filmmusik auch auf Tonträgern zu vermarkten. Ab den 60er Jahren wurde es üblich, nicht nur den Titelsong zum Verkauf anzubieten, sondern immer mehr die ganze Musik eines Films (=Soundtrack) zu veröffentlichen. Das kurbelte wiederum die Musikindustrie in Verbindung mit dem Film an und es entstand einen wachsenden Ertrag. Es entwickelten sich mehr Filmgenres, die es Filmmusikkomponisten ermöglichte, die Musik immer abwechslungsreicher einzusetzen und neue Musikgenres zu kreieren. Durch die Filmreihe Star Wars mit dem Komponist John Williams wurde ab 1977 die sinfonische Musik im Film wiederbelebt und immer wichtiger.

Folgende Filmgenres sind nur eine Auswahl von den heutigen vorhandenen Genres: Abenteuer, Action, Drama, Fantasy, Filmbiografie, Komödie, Horror, Krieg, Kriminal, Liebe, Martial-Arts, Musik, Road, Science-Fiction, Animation, Sport, Thriller, Western.

Jedes Filmgenre hat bestimmte Fokusschwerpunkte und benötigt eine eigene Art der Filmmusik, um eine passende Atmosphäre kreieren zu können.
Noch anspruchsvoller wird es für Regisseure und Filmmusik-Komponisten, wenn Mischformen von Filmgenres auftreten. (z.B. Western und Science-Fiction)

Hörbeispiele

Man versuchte, den Filmton vom Fernsehton zu differenzieren und legte im Film mehr Wert auf die Qualität des Klanges. So entstand um 1980 der Surround Klang. Später ergab sich daraus der Dolby Surround und Dolby Digital Sound.

Film ohne Musik?

Heutzutage ist die Filmmusik kaum vom ganzen Visuellen des Filmes wegzudenken. Macht man eine Probe aufs Exempel, dann kann man wichtige Aspekte festlegen, wieso die Musik im Film eine solche Bedeutsamkeit haben kann:

Aufgabe:

  1. Schau dir folgende Szene an, indem du den Ton deaktivierst.
  2. Schau die gleiche Szene, aber nun mit Ton.

Überlege dir beim Ansehen der Szene (1. und 2.), was die Musik im Film für Aufgaben erfüllen könnte.

Erstellt in der Gruppe (3-4 Personen) ein Brainstorming.